




„Afghanistan braucht Ingenieure, Lehrer, Doktoren, keine Taliban“, so der Referent und ehemalige afghanische Diplomat Yasin Amanat bei seinem Vortrag „Inside Afghanistan. Einblicke in ein Land, das nicht zur Ruhe kommt“. Organisiert war die Veranstaltung in Kooperation der NaturFreunde Herzogenrath-Merkstein (NF), der VHS-Nordkreis-Aachen und dem „Bildungswerk St. Willibrord“ im NF-Haus in Merkstein. Eine sehr zufriedene Bilanz zogen die moderierenden Bruno Barth (NF) und Franz-Josef Kempen (Bildungswerk): „Interessanter und lebhafter Vortrag bei „ausgebuchtem“ Haus“.
Yasin Amanat, der 1995 mit seiner 6-köpfigen Familie aus Afghanistan geflohen war, bezeichnete Kohlscheid als seine „zweite Heimat“. Die Situation für Geflüchtete damals war noch schwieriger als heute; es gab keinen Sprachkurs, keine Arbeitserlaubnis, er besaß zunächst ohne gültige Papiere nur eine sog. „Duldung“ für drei Monate. Aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen mit den Startproblemen in Deutschland betreue er heute ehrenamtlich Geflüchtete, um ihnen die Integration zu erleichtern.
Mit Wehmut blicht Amanat auf sein Heimatland und sieht für Afghanistan eine „düstere Zukunft“. An sich reich an Bodenschätzen werde das Land von „Terroristen“ beherrscht; Bildung sei nicht gefragt, stattdessen blinde Gefolgschaft; Frauen dürften nicht arbeiten, Mädchen nicht zur Schule gehen; Menschen mit anderen Meinungen würden umgebracht. Afghanistan sei zu einem „Spielball der internationalen Politik“ geworden, weil es geographisch an einem „strategischen Punkt“ liege, die einheimische Bevölkerung sei nach 40 Jahren Krieg müde und ausgelaugt.
Yasin Amanat selber war 2021 nochmals in der Hauptstadt Kabul zu einer privaten Festivität. Vom schnellen Einmarsch der Taliban in die Hauptstadt überrascht, konnte er gerade noch rechtzeitig ausgeflogen werden, weil er einen deutschen Pass besitzt und auf einer entsprechenden Liste stand. Zweimal aus seinem Heimatland vor fundamentalistischen Taliban fliehen müssen, das wünscht Amanat keinem Menschen.