


Die Maifeier im NaturFreundehaus hat Tradition. Denn die Männer, die vor fast 100 Jahren die NaturFreundegruppe in Streiffeld gründeten, waren Bergleute, die 1913 wegen der Teilnahme an Streiks im Zwickauer Revier ausgesperrt worden waren. Auf der Grube Adolf hatten sie wieder Arbeit und in Merkstein eine neue Heimat für sich und ihre Familien gefunden. Gewerkschafter waren sie natürlich alle, und die Teilnahme an den Feiern zum 1. Mai als Tag der Arbeit war Ehrensache.
Die Zeiten haben sich geändert. Als sich in diesem Jahr am 1. Mai die Mitglieder im NaturFreundehaus trafen, waren nur noch wenige Nachfahren der ehemaligen Bergarbeiter dabei, aber die Tradition war ungebrochen.
Zum 1. Mai besinnt man sich auf die lange Geschichte der Arbeiterbewegung, auf ihre Erfolge, aber auch Misserfolge und auf die Aufgaben, die in der Gegenwart und Zukunft warten.
In den zurückliegenden Jahren hatte immer ein/e) Redner(in) aus Gewerkschaft oder Politik .zu einem aktuellen Thema gesprochen. In diesem Jahr hatte eine kleinere Gruppe von Mitgliedern diese Aufgabe übernommen. In einer kurzen Szene wurde die jetzige Streiksituation anschaulich dargestellt, sowohl was sie für die Streikenden als auch für die betroffene Bevölkerung bedeutet. In den folgenden Beiträgen ging es dann um die Ursachen, die veränderten Arbeitsbedingungen in unsrer Dienstleistungsgesellschaft und die hohen, teils überzogenen Erwartungen der Allgemeinheit. Angesprochen wurde natürlich auch die herrschende Ungerechtigkeit in den Zeiten der Krisen, die explodierenden Gewinne der Konzerne und die immer weiter steigende Armut breiter Bevölkerungsschichten.
Fazit: Jeder Mensch, der eine für unsere Gesellschaft bedeutsame Arbeit leistet, verdient Anerkennung und einen angemessenen Lohn. Dafür ist die Gesellschaft als Ganzes verantwortlich.
Also: Auch die NaturFreunde – ungebrochen solidarisch.
Die 2.Vorsitzende, Marina Kamilli, hatte die Anwesenden anfangs begrüßt, auf die Feier eingestimmt. und leitete zum geselligen Teil des Nachmittags über. Denn zur Maifeier im Naturfreundehaus gehört auch Geselligkeit bei Kaffee und Kuchen, gehört die Freude über das Zusammensein, auf die beginnende schöne Jahreszeit, auf Wanderungen und Erlebnisse. Das kam dann auch beim gemeinsamen Singen alter und neuer Lieder zum Ausdruck.
Und zum Abschluss gehörte wie immer die Hymne der Bergleute: „Glück auf, Glück auf“.
Karin Kuhn